Faire Arbeit
Faire Arbeit ist ein entscheidender Eckpfeiler einer gerechten Gesellschaft. Es muss sichergestellt werden, dass das Wohl der Beschäftigten im Zentrum steht. Sichere und gute Arbeitsbedingungen, angemessene Löhne, Chancengleichheit und gleicher Lohn für gleiche Arbeit sind dafür unabdingbar.
Lohnraub verhindern und Gender-Pay-Gap reduzieren
Im Jahr 2023 wurden laut Statistik Austria knapp 47 Millionen Mehr- und Überstunden, die von Arbeitnehmer:innen in Österreich geleistet wurden, weder finanziell noch in Zeit abgegolten. Damit war im letzten Jahr jede vierte Überstunde unbezahlte Gratisarbeit. Arbeitnehmer:innen entgingen dadurch Einnahmen in Milliardenhöhe. Hinzu kommt, dass auch dem Staat dadurch mehrere hundert Millionen Euro an Sozialversicherungsbeiträgen entgangen sind. Dieser Lohnraub muss unbedingt verhindert werden. Auch die Verteilung der Arbeitszeit zwischen den Geschlechtern spielt hier eine wichtige Rolle. Überstunden entstehen, wenn Vollzeitbeschäftigte das gesetzlich oder im Kollektivvertrag festgelegte Ausmaß der täglichen oder wöchentlichen Normalarbeitszeit überschreiten. Bei Teilzeitbeschäftigten wird allerdings die sogenannte Mehrarbeit schlagend. Darunter versteht man die über die wöchentlich vereinbarte Normalarbeitszeit hinausgehenden Arbeitsleistungen bis hin zur gesetzlichen Normalarbeitszeit. Der Unterschied ist vor allem deshalb wichtig, weil es per Gesetz unterschiedliche Zuschläge gibt. Für Mehrarbeit gibt es einen Zuschlag von 25 Prozent, für Überstunden einen Zuschlag von 50 Prozent. Die Mehrarbeitszuschläge von 25 Prozent sind aber im Gegensatz zu den Überstundenzuschlägen nicht steuerlich begünstigt. Das benachteiligt vor allem Frauen, weil diese häufiger in Teilzeit beschäftigt sind. Damit werden tradierte Rollenbilder weiter vertieft und der Gender-Pay-Gap weiter vergrößert. Deshalb fordern wir, dass Lohnraub verhindert wird. Alle Mehrarbeits- und Überstunden müssen bezahlt und die Zuschläge bei Mehrarbeit auf das Niveau der Überstundenvergütung angehoben werden.
Mit 18,4 Prozent hat Österreich den zweithöchsten Gender-Pay-Gap in der Europäischen Union. Der Gender-Pay-Gap ist die Folge von Ungleichbehandlung bei Sorgearbeit, beim beruflichen Aufstieg und beim Einkommen. Auch die hohe Teilzeitquote, die vor allem Frauen betrifft, spielt dabei eine Rolle – Österreich hat mit 51,6 Prozent die zweithöchste Teilzeitquote von Frauen in der EU. Hinzu kommt auch, dass in Branchen, in denen vorwiegend Frauen arbeiten, niedrigere Löhne/Gehälter bezahlt werden. Die Gleichbehandlung von Frauen und Männern muss daher in allen Bereichen der Arbeitswelt dringend vorangetrieben und gleicher Lohn für gleiche Arbeit gewährleistet werden.
Arbeitszeitverkürzung – für mehr Freizeit, Gesundheit und mehr Lebensqualität
Arbeitszeiten müssen sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren. Ungesunde, familienfeindliche und belastende Arbeitszeitmodelle sind zu vermeiden. Dort, wo sie gesellschaftlich notwendig sind, müssen sie so gestaltet werden, dass sie diese Belastungen so weit wie möglich reduzieren und für die Arbeitnehmer:innen über die Dauer des gesamten Arbeitslebens akzeptabel sind. Die Mehrbelastungen müssen nicht nur durch entsprechende Entlohnung, sondern auch durch Freizeitausgleich kompensiert werden. Die Einführung des 12-Stunden-Tages bzw. der 60-Stunden-Woche mit den Änderungen des Arbeitszeitgesetzes im Jahr 2018 war ein Angriff auf die Lebenszeit der Arbeitnehmer:innen. Die negativen Auswirkungen überlanger Arbeitszeiten sind hinlänglich bekannt und gut erforscht: Überlange Arbeitszeiten machen krank, erhöhen die Unfallhäufigkeit und führen zu sozialer Isolation. Eine Verkürzung der Arbeitszeit kann auf verschiedenen Wegen erreicht werden. Vorrangiges Ziel ist die Verkürzung der Normalarbeitszeit bei vollem Lohn- und Personalausgleich sowie die Senkung der höchstzulässigen Tages- und Wochenarbeitszeit. Aber auch eine sechste Urlaubswoche für alle, unabhängig von der Dauer der Betriebszugehörigkeit, führt zu einer Verkürzung der Arbeitszeit.
4-Tage-Woche ermöglichen: Work-Life-Balance fördern, mehr Zeit für Familie und Ehrenamt
Zu guten Arbeitsbedingungen gehört auch, dass Arbeitnehmer:innen ihr Berufsleben mit ihrem Privatleben und ihren familiären Verpflichtungen vereinbaren können. Eine Möglichkeit der Arbeitszeitverkürzung ist die Einführung einer 4-Tage-Woche. Diese ist in einigen Bereichen und Unternehmen bereits erprobt und stößt mehrheitlich auf große Zufriedenheit. In anderen Bereichen wie in der Gesundheit, Pflege und Betreuung gibt es bereits viele Teilzeitstellen. In diesen Bereichen muss vor allem geplante Freizeit ermöglicht werden; z. B. über mehr Urlaub, verbesserte Regelungen zu Arbeitszeitentlastungen etc. Im Zentrum muss das Wohl der Arbeitnehmer:innen stehen.