Pflege und Gesundheit
Gesundheit – aktive Begegnung bestehender & künftiger Herausforderungen
Das Gesundheitssystem als maßgebliche Säule unseres Sozialsystems ist in den letzten Jahren stark an seine Grenzen gestoßen. Neben den bestehenden Problemen gibt es für die Zukunft auch zahlreiche Herausforderungen. Um nur einige davon zu benennen:
- Die demografische Entwicklung führt zu einer stärkeren Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitssystems ebenso wie zu einer stark steigenden Anzahl an Pensionierungen von Beschäftigten im Gesundheitsbereich.
- Durch die klima- und umweltbedingten Veränderungen entstehen neue oder verschärfte gesundheitliche Risiken und Erkrankungen.
- In der Arbeitswelt verstärken sich verschiedene Krankheitsbilder.
- Die Gefahr einer neuerlichen pandemiebedingten Gesundheitskrise lässt sich nicht ausschließen – wir sollten auf eine solche gut vorbereitet sein.
- In der öffentlichen Gesundheitsversorgung kommt es kontinuierlich zu mehr Defiziten – viele Menschen sind nicht optimal versorgt oder mit hohen privaten Ausgaben konfrontiert.
- Die Krisen der vergangenen Jahre haben (auch) zu einer Zunahme psychischer Belastungen – insbesondere bei Kindern und Jugendlichen – geführt.
Für die beste medizinische Versorgung
Unser Gesundheitssystem muss krisenfest sein und sämtlichen Belastungen standhalten. Gleichzeitig muss die Sozialversicherung als Kernelement unseres Sozialstaates nachhaltig und stabil sein. Es braucht ein Bündel an Maßnahmen, um die Gesundheit der Bevölkerung zu stärken und für die notwendige Stabilität zu sorgen. Darunter folgende:
- Die Selbstverwaltungsgremien der ÖGK und der PVA müssen (wieder zurück) in die Hände der Arbeitnehmer:innen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Perspektive der Versicherten im Vordergrund steht und nicht die Einsparung zugunsten der Arbeitgeber.
- Die Gewährleistung einer Gesundheitsversorgung, die den gleichen Zugang für alle zu präventiven und gesundheitsförderlichen Leistungen ebenso wie zu Behandlungen und Therapien im Krankheitsfall sicherstellt (u. a. durch den Ausbau der Primärversorgung und die Etablierung multiprofessioneller Behandlungszentren). Weder das Einkommen noch das Geschlecht, die Herkunft oder die (Aus-)Bildung dürfen weiterhin entscheidend für ein Leben in Gesundheit sein.
- Die privaten Kosten bzw. Kostenbeteiligungen für gesundheitliche Leistungen müssen begrenzt werden. Dies kann durch die Einführung einer Kostenbeteiligungsobergrenze für alle von Versicherten bezahlten Selbstbehalte und Behandlungsbeiträge gewährleistet werden.
- Ein Fokus muss auf die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen gerichtet werden. Wer langfristig eine gesunde Bevölkerung will, muss bei den Jüngsten anfangen. Das beginnt mit dem Ausbau der Gesundheitsförderung sowie der öffentlich finanzierten Versorgung aus medizinischer und therapeutischer Sicht, wie etwa Kinderprimärversorgungseinrichtungen.
- Um Kinderarmut zu bekämpfen, schlagen wir eine Kindergrundsicherung mit drei Säulen vor:
- Mit der Säule-1 Grundversorgung wird sichergestellt, dass alle Kinder Zugang zu den Leistungen erhalten, die sie brauchen. Dazu gehören der Anspruch auf einen ganztägigen (frühkindlichen) Bildungsplatz mit einem warmen, gesunden Mittagessen sowie die Ausweitung des Best-Practice-Ansatzes der interdisziplinären frühen Hilfen bis jedenfalls zum 6., mittelfristig bei Bedarf bis zum 10. Lebensjahr der Kinder (dzt. 3. Lebensjahr).
- Mit der Säule-2 (Kinderbonus Plus) und 3 (einkommensabhängige Förderung) werden die Familien mit ausreichend finanziellen Mitteln für die Kinder ausgestattet.
- Sowohl die bestehenden als auch die neuen Herausforderungen in der Arbeitswelt sollten sich im Aufgabenspektrum der gesetzlichen Unfallversicherung widerspiegeln. So sollte die Erforschung und Vorbeugung arbeitsbedingter Erkrankungen als Pflichtaufgabe für die AUVA verankert werden. Außerdem braucht es eine gesetzliche Verankerung der Prävention arbeitsbedingter Erkrankungen psychischer und physischer Art. Wichtig wären auch verstärkte Angebote der betrieblichen Gesundheitsförderung durch Schaffung einer gesetzlichen Verpflichtung für alle Betriebe.
- Mehr qualifiziertes Personal im Gesundheits- und Pflegewesen durch Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und Gewährleistung einer fairen Entlohnung. Wertvolle Personalressourcen sollen ihrer Qualifikation entsprechend eingesetzt werden und nicht kostenoptimierend.
Um für mittel- und langfristige Verbesserungen zu sorgen, schlagen wir folgende Maßnahmen vor:- Die Entwicklung bundesweit einheitlicher und bedarfsorientierter Personalberechnungsmethoden sowie die Gewährleistung ausreichender finanzieller Mittel, um den Einsatz des ermittelten Personalbedarfs auch garantieren zu können.
- Eine Ausbildungsoffensive durch Steigerung der Ausbildungsplätze, der finanziellen Absicherung der Schüler:innen und Studierenden sowie durch Attraktivierung der Aus- und Weiterbildungen von Gesundheits-, Sozial- und Betreuungsberufen.
- Eine schrittweise Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich zur Schaffung eines gesunden Vollzeitmodells für die Beschäftigten im Gesundheits- und Langzeitpflegebereich.
- Die Gewährleistung der Dienstplansicherheit.
- Die Entwicklung eines modernen Berufsrechts für alle Gesundheitsberufe, durch das eine Erweiterung der Kompetenzen einzelner Berufe und die Schaffung einer besseren Durchlässigkeit umgesetzt wird.